Von Online-Flugbuchungen und Gebühren bei Kreditkarten

2018 ist das Jahr der PSD2. Das ist der Name der neuen EU-weiten Zahlungsrichtlinie. Seit Januar 2018 ist sie in Kraft, mit all ihren Vorteilen und Nachteilen für Unternehmen für Kunden und Verbraucher. Die gute Nachricht für Verbraucher ist: Für Online-Zahlungen mit Kreditkarte dürfen Unternehmen keine Gebühren mehr verlangen. Die schlechte Nachricht für Unternehmen ist: Sie können die Gebühren nicht mehr auf die Kunden abwälzen. Das hat Folgen für die Flugbuchung im Internet und deren Bezahlung per Kreditkarte. Besonders jetzt, so kurz vor der Sommersaison.

Den Urlaub buchen per Kreditkarte

Bisher konnten Seitenbetreiber für die Bezahlung von Reisen mit Kreditkarte Gebühren erheben. Dabei handelte es sich vorrangig um Transaktionsgebühren. Diese bezahlen Unternehmen an die Kreditkartenanbieter. Um diese Zahlung zu umgehen, wurden die Gebühren auf die Kunden umgelegt. Seit Anfang 2018 ist damit Schluss. Oder sollte es zumindest. So mancher Fluganbieter und Online-Reiseunternehmen haben die neue Regulierung noch nicht umgesetzt.

Kunden können und sollten die Anbieter darauf aufmerksam machen. Denn sie sind nicht mehr verpflichtet, diese Gebühren anstelle der Online-Unternehmen zu bezahlen. Wer also den Urlaub mit Kreditkarte bucht, kommt dank der PSD2 künftig ein klein wenig günstiger weg. Airlines und Flugbuchungsseiten sind über diese Konsequenz eher weniger erfreut. Immerhin liegen die Transaktionsgebühren für Fluganbieter bei geschätzten 8 Milliarden Euro pro Jahr.

Haben IATA und Deutsche Bank die Lösung für dieses Kredikarten-Dilemma?

Der Verband der Fluggesellschaften IATA hat sich als Antwort auf die PSD2 eine Alternative zur Zahlung per Kreditkarte einfallen lassen. Gemeinsam mit der Deutschen Bank will der Airline-Verband so zukünftig Transaktionsgebühren verhindern. An den Start soll das Projekt im ersten Quartal 2019 gehen. Es sieht vor, statt Zahlungen mit Kreditkarte ein Echtzeitüberweisungssystem zu etablieren. Möglich macht dies – zumindest theoretisch – ebenfalls die PSD2.

Die neue EU-Regulierung erlaubt der Deutschen Bank nämlich, die Kontodeckung der Buchenden zu überprüfen. Ist auf dem Bankkonto ausreichend Geld vorhanden, wird die Deutsche Bank dem Fluganbieter in Echtzeit die Bezahlsumme weiterleiten. Das bietet beiden Seiten zunächst einmal Vorteile. Der Kunde muss nicht bis Monatsende warten, dass die Buchungskosten vom Konto eingezogen werden. Stattdessen sieht er sofort, dass alles seine Richtigkeit hat und das neue Haben.

Die Airline bzw. Fluganbieter haben gleichermaßen den Vorteil, dass die Online-Buchung binnen Sekunden abgegolten ist. Zusätzlich sparen sie sich die teuren Transaktionsgebühren an die Kreditkartenanbieter. Sie sind tatsächlich die einzigen Benachteiligten in diesem neuen System. Wobei auch die Deutsche Bank für Echtzeitüberweisungen eine geringere Gewinnspanne erzielen dürfte, als bisher bei Zahlungen mit Kreditkarte.

Eine echte Alternative zur Kreditkarte?

Einen Haken hat das Vorhaben von Deutsche Bank und IATA allerdings noch. Der Plan, Urlaub, statt mit Kreditkarte, per Echtzeitüberweisung zu bezahlen geht nur unter zwei Bedingungen auf: Der Kunde muss mit dem Konto-Check durch die Deutsche Bank einverstanden sein. Und die Bank des Kunden und die Bank der Airline, also die Deutsche Bank, müssen das gleiche Instant-Payments-System verwenden. Bis das soweit ist, rechnen Experten, mit bis zu 10 Jahren. Somit wird aus einer Expressüberweisung ein wohl eher langfristiges Projekt und vorerst mal keine echte Alternative zur Zahlung mit Kreditkarte.

Redakteur: Markus Gildemeister