Almosen und Kollekte per Kreditkarte zahlen

Es klingt futuristisch. Vielleicht mutet es sogar ein wenig absurd an. Aber in England ist es längst Realität. In London können Kirchgänger ihre Spende für die Kollekte per Kreditkarte bezahlen. Und auch Straßenmusikern muss man dort nicht mehr das Kleingeld in den Hut oder den Gitarrenkoffer werfen. Sogar ihnen kann man einen Obolus per Kreditkarte, wahlweise per Smartphone, zukommen lassen.

Im Gotteshaus mit Kreditkarte bezahlen

In Deutschland (noch) beinahe unvorstellbar: Gläubige, die ihre Spende per Kreditkarte zahlen. In England logische Konsequenz. Denn die Bewohner des Inselstaates sind deutlich aufgeschlossener gegenüber bargeldlosen Zahlmethoden. Die Zahlung per Kreditkarte ist dort so gängig, dass sogar das Feierabend-Pint im Pub oder der Coffee to go bargeldlos bezahlt wird. Mitunter müssen für Kleinstbeträge nicht einmal Pin-Codes eingetippt oder Unterschriften geleistet werden. Contactless Pay macht's möglich.

Jetzt dehnt sich die Kreditkartenfreude der Engländer auch auf die Kirchen und Straßen des Landes aus. Für die Kollekte liegen in 16.000 Klingelbeuteln des Landes kleines Lesegerät. Dieses ist mit digitalen Zahldiensten wie Apple Pay und Google Pay, aber auch Smartphones oder eben Kreditkarten kompatibel. Das System wurde 2017 in den anglikanischen Kirchen des Landes eingeführt und die Kirche erfreut sich höherer Spendenbereitschaft bei der digitalen Kollekte. Seit 2018 wird das gleiche System auch Straßenkünstlern und -musikern zur Verfügung gestellt.

Steigende Spendenbereitschaft dank Kreditkarte

Nicht nur in den Kirchen werden höhere Spendeneinnahmen verzeichnet. Auch bei ersten Versuchen bei Londons Straßenmusikern werden mehr Einnahmen verzeichnet. Ob das aber an der steigenden Spendenbereitschaft liegt, an der Vereinfachung des Systems oder doch daran, dass die Künstler die Spendenhöhe selbst bestimmen können, ist unklar. Denn ja, ein Schlüsselelement des Obolus per Kreditkarte ist, dass der Inhaber des Lesegerätes einen fixen Betrag voreinstellen kann.

Allerdings ist der einfache Bezahlmechanismus per Kreditkarte sicher auch ein Anreiz für die Bargeldmuffel in England, lokale Künstler mit ein paar Pfund zu unterstützen. Ob sich so ein System auch in Deutschland realisieren lässt? Das dürfte eher unwahrscheinlich sein. Denn im Gegensatz zu den Engländern, sind Deutsche eher zurückhaltend, was Kreditkarte und digitale Zahlmethoden angeht. In England aber ist das Spenden per Kreditkarte schon jetzt ein Erfolg.

 

Redakteur: Markus Gildemeister